In der Kieferorthopädie bei Tieren geht es um Funktion und Schmerzfreiheit.
Je nach Art der Fehlstellung und dem Charakter vom Patienten kann man oft zwischen verschiedenen Behandlungsmethoden entscheiden.
Bens Unterkieferfangzähne (Canini) waren fehlgestellt und haben sich in den Oberkiefer gebohrt. Die roten Kreise zeigen die entsprechenden Abdrücke. Der Fachbegriff hierfür lautet Caninusengstand.
Die rote Linie zeigt den aktuellen Zahnverlauf und die grüne Linie wo die Zähne eigentlich hingehören. Die resultierenden Wunden sind schmerzhaft (roter Kreis). Im schlimmsten Fall bohren sich die Zähne bis zum Knochen durch.
Die grünen Pfeile zeigen die Milchzähne der Oberkieferfangzähne. Diese stellen oft ein weiteres Problem dar, weil sie verhindern, dass die Fangzähne im Oberkiefer Platz haben um nach hinten zu rutschen.
VORHER
Unter Narkose hat Ben eine handgefertigte Aufbissschiene bekommen. Über die Führung der Aufbissschiene (blaue Linie) wird der Zahn über einige Wochen in die korrekte Position gebracht. Zeitgleich wurden die Milchzähne gezogen (grüner Pfeil). Somit hatten die Oberkieferfangzähne den nötigen Platz um sich langsam nach hinten zu bewegen (die linke Seite war auch leicht fehlgestellt). Da in Bens Fall der rechte Oberkieferfangzahn etwas steil nach vorne gestellt war, wurden zusätzlich Brackets eingesetzt mit dem Ziel später eine elastische Kette einzusetzen. Um die Kette einzusetzen braucht man, bei einem kooperativen Hund, keine Narkose. Für die Brackets hingegen schon. Nach circa 2 Wochen wurden eine solche Kette, in die bereits eingesetzten Brackets, eingespannt.
Zum Glück dauert diese Behandlung NICHT Jahre wie beim Menschen. Dennoch ist Geduld und ein kooperativer Hund gefragt. Zähne sollten langsam über mehrere Wochen bewegt werden, damit keine langfristigen Schäden (z.B. resorptive Veränderungen im Wurzelbereich) entstehen.
ZWISCHENKONTROLLE
Die Wunde der Milchzahnextraktion ist schön verheilt (roter Kreis). Die Brackets und der Anker (blauer Pfeil) sitzen fest. Die Fangzähne im Ober- und Unterkiefer bewegen sich in eine korrekte Stellung.
Es gibt keine Entzündung im Maul und Ben ist glücklich- das ist die Hauptsache.
Bei kieferorthopädischen Maßnahmen sind meist wöchentliche Kontrollen notwendig. In vielen Fällen können die Kontrollen auch teils vom Haustierarzt übernommen werden.
NACHHER
Nach 7 Wochen waren wir dann fertig und es wurde ein Termin zur Entfernung vereinbart. Unter einer weiteren Narkose habe ich die Aufbisschiene und die Brackets entfernt, die Zähne gereinigt und ein Kontrollröntgen der Wurzeln angefertigt- alles in Ordnung!
Die Behandlung ist komplett abgeschlossen und Ben hat jetzt keine Schmerzen mehr. Er hat ein normales Gebiss, welches ohne jegliche Einschränkungen eingesetzt werden kann.
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© Alexandra Hodeau, Tierärztin