In Teil 1 (So erhöhen Sie die Narkosesicherheit Ihres Tieres) ging es um die Vorbereitung und Ablauf einer Narkose.
Ist ein operative Eingriff beendet, muss der Patient erst einmal sicher wach werden. In dieser Phase kann es noch zu einigen Komplikationen kommen, welche im schlimmsten Falle lebensbedrohlich sind.
So schützen Sie Ihr Tier.
Dass manche Familien ihr noch schlafendes Tier am liebsten direkt mit nach Hause nehmen möchten, ist aus emotionaler Sicht verständlich, aber fachlich gesehen hochriskant und in keiner Weise zu verantworten.
Als Erstes muss gewährleistet werden, dass alle Reflexe und das Bewusstsein zurückkehren und dass die Lungenfunktion und der Kreislauf stabil bleiben.
Je nach Praxis, Patient und Eingriff können Sie beim Aufwachen mit dabei sein. Ist dies der Fall, sollten Sie wissen, dass viele Tiere anfangs leicht verwirrt sind. Möglicherweise reagieren sie
heftiger auf äußere Reize, insbesondere Geräusche. Manche suchen die Nähe, andere wollen zuerst einfach ihre Ruhe haben. Gewohnte Gerüche können bei der Orientierung helfen. Geben Sie
unempfindliche Kleidungsstücke, Decken
und/oder Handtücher mit, welche nach Zuhause riechen.
Die Vorstellung, dass Ihr Liebling einfach sanft die Augen öffnet, entspricht also nicht immer der Realität.
Katzen verhalten sich meist ruhig und verkriechen sich oft unter ihrer Decke, bis sie wieder ganz fit sind. Normalerweise schätzen sie in dieser Zeit ihre Ruhe und wollen nicht gestört werden.
Manche Hunde winseln, bellen oder heulen beim Aufwachen. Falls Sie in der Aufwachphase mit dabei sind, kann es ratsam sein, Ohrstöpsel mitzunehmen. Ziehen Sie unempfindliche Kleidung an, da diese möglicherweise mit Blut oder Wundflüssigkeit verunreinigt werden könnte. Manche Hunde brauchen Kontakt, während andere eher Ruhe benötigen. Letztere reagieren durch zu ausgeprägtes Anfassen und Ansprechen eher mit Verwirrung und Stress.
Heimtiere verhalten sich ähnlich wie Katzen und wollen üblicherweise in Ruhe gelassen werden. Sobald sie wieder ihr Bewusstsein erreichen und mobil sind, kann ein Partnertier dazugesetzt werden. Dies vermindert das Stressniveau, ist allerdings nicht nach jeder Operation und in jeder Praxis/Klinik möglich.
Sehr wichtig bei Heimtieren ist, dass sie möglichst schnell wieder anfangen zu fressen. Dabei ist ihr gewohntes Futter hilfreich, das Sie idealerweise am Tag der OP mitbringen. Es wird empfohlen, dass Sie sich von Ihrem Tierarzt zusätzlich mit Päppelfutter und einem Päppelplan ausstatten lassen, um frühzeitig mit dem Zufüttern beginnen zu können. Somit können Sie einer lebensgefährlichen Aufgasung entgegenwirken.
Normalerweise wird Ihr Liebling noch am selben Tag nach Hause entlassen. Einige Erkrankungen benötigen aber leider einen etwas längeren stationären Aufenthalt. Dies wird Ihr Tierarzt mit Ihnen im Vorfeld besprechen.
Der beliebteste Tag für Terminanfragen von OPs ist Freitag. Meist, damit man sich das Wochenende intensiv um seinen Liebling kümmern kann. Dies hat allerdings zwei kleine Nachteile: Sie würden unter der Woche wahrscheinlich schneller einen Termin bekommen und falls etwas am Wochenende passiert, hat Ihr Tierarzt vielleicht geschlossen und Sie müssen in den Notdienst.
Gut gesichert nach Hause
Patienten werden normalerweise steh- und gehfähig heimgegeben. Trotz der Freude Ihr Tier gesund und munter mit nach Hause zu nehmen, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Ihr Tier gut
gesichert ist. Hunde sollten ein passendes Halsband oder Geschirr tragen und angeleint werden, während Katzen und Heimtiere in einer gut verschlossenen
Transportbox getragen werden sollten.
Narkosemedikamente beeinträchtigen noch Stunden später die Wahrnehmung, sodass Ihr Tier vielleicht ungewohnt auf Alltagssituationen reagiert. Es ist herzzerreißend, wenn Besitzer erneut in die
Praxis rennen, weil der Hund doch auf die Straße gelaufen oder die Katze aus der Transportbox gesprungen ist. Stellen Sie sicher, dass die Transportkisten korrekt verschlossen sind und decken
diese mit einem Handtuch ab. Ihr Schatz fühlt sich geborgen und ist vor der Witterung geschützt. Im Sommer bitte nur
ein dünnes Tuch verwenden, damit sich kein Hitzestau entwickelt!
Hunden sollte die Möglichkeit gegeben werden, ganz kurz auf die Wiese zu gehen, bevor Sie ins Auto steigen. Durch die verabreichte Infusion ist die Blase manchmal prall und schmerzt. Zuhause angekommen, verschlafen dann viele Tiere den restlichen Tag und es kann vorkommen, dass Urin oder Kot nicht mehr gehalten werden kann.
Selbst wenn Ihr Hund wieder normal erscheint und keine größeren OP-Wunden hat, sollten Sie es auch an den Folgetagen etwas ruhiger angehen lassen. Keine großen Fahrradtouren, wilden Spielereien
auf
der Hundewiese oder stundenlange Spaziergänge! Derartige Aktivitäten zehren an den Energiereserven des Körpers.
Geteiltes Leid ist doppeltes Leid
Katzen dürfen, je nach Eingriff, am selben Tag oder möglicherweise noch länger keinen Freigang bekommen. Narkosemittel sind bewusstseinsverändernde Medikamente – Ihr Liebling reagiert vielleicht nicht mehr auf heranfahrende Autos oder sich nähernde Hunde.
Außerdem ist die Reaktionszeit durch die Narkosemedikamente verzögert. Verhindern Sie den Zugang zu Kratzbäumen und besonders Treppengeländer am OP-Tag, da das Sprungvermögen teilweise
beeinträchtigt ist. Am Folgetag ist dies unproblematisch, solange Sprünge nach der OP (keine Bauchnaht etc.) erlaubt sind. Idealerweise befindet sich ein Katzenklo in der Nähe.
Haben Sie weitere Tiere zu Hause, dann beobachten Sie diese gut und halten Sie sie notfalls von dem operierten Tier getrennt. Dieses verhält sich vielleicht nicht wie gewohnt und wird nach der Praxis/Klinik oder Medikamenten riechen. Besonders Katzen verprügeln dann gerne den Heimgänger. Hier genügt es meistens, die andere(n) Katze(n) bei der Abholung einfach mitzunehmen. Ohne sie aus der Transportkiste nehmen zu müssen, reicht der reine Aufenthalt in der Praxis/Klinik oft schon aus, um den fremden Geruch anzunehmen. Das sorgt später für mehr Frieden daheim. Bitte nicht in derselben Transportbox mit nach Hause nehmen!
Wärme ist gut, aber bitte nicht übertreiben
Die körpereigene Temperatur-Regulierung des Tieres kann noch Stunden nach einer Narkose beeinträchtigt sein. Konkret bedeutet dies, dass der körpereigene „Thermostat“ defekt ist und der Körper zum Auskühlen oder Überhitzen neigt.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Tier weder in der prallen Sonne liegt noch in einer kalten Ecke. Haben Sie ein Thermometer zur Hand, falls Sie sich unsicher sind, ob Ihr Tier eine zu warme- oder zu
kalte Körpertemperatur hat. Heiße Ohren oder eine kalte Schnauze sind nur die halbe Wahrheit und Hecheln ist nicht immer ein Hinweis auf Überhitzung, sondern kann auch an Stress oder Schmerzen
liegen.
Die Temperatur kann man rektal (mit einem entsprechenden Thermometer) oder an haarlosen Stellen, wie der Innenschenkel, messen (mit einem Kinderthermometer). Gegebenenfalls geht dies nur zu zweit. Bei der rektalen Methode bitte die Thermometerspitze mit einem Gleitmittel einschmieren (notfalls eine reichhaltige Hautcreme verwenden).
Sollten Sie eine Temperatur unterhalb von 36,5 °C oder oberhalb von 39,0 °C messen, dann kontaktieren Sie umgehend einen Tierarzt!
Auch wenn Halskragen oder Bodys kein Spaß machen- ohne Wundschutz kann keine Naht heilen. Im schlimmsten Fall muss eine verkleckert/ verbissene Wunde nachoperiert werden.
Bestimmte Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Dauermedikamente, wie Kortisone, können die Wundheilung
verzögern.
Geben Sie Ihrem Tier niemals Schmerzmittel aus der Humanmedizin.
Diese können tödlich sein!
Hier geht es zu Teil 1 (So erhöhen Sie die Narkosesicherheit Ihres Tieres).
Ob Ihre Katze Anzeichen auf Schmerzen hat, lesen Sie hier: Versteckte Schmerzen bei Katzen.
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© Alexandra Hodeau, Tierärztin