Laut einer Studie von Dr. Leen Verhaert (2000) leiden fast der Viertel aller Katzen unter Parodontitis und oftmals betrifft dies ausgerechnet junge Katzen. Eine weitere sehr häufig vorkommende Katzenkrankheit sind resorptive Läsionen, auch bezeichnet als FORL (Feline odontoklastische resorptive Läsionen). Diverse Studien belegen, dass circa 20% bis 75% aller Katzen unter resorptiven Läsionen leiden (u.a. Jan Bellows, 2010).
Statistisch bedeutet dies, dass ein Großteil unserer Katzen tagtäglich unter Zahnschmerzen leidet!
Kätzchen mit Zahn- und Kieferfehlstellungen. Dieses Gebiss muss gut von einem Tierzahnarzt beobachtet werden. Entstehen Entzündungen und Kontakt zwischen den
Zähnen/Kiefer, muss eingegriffen werden.
Trotz Zahnschmerzen oder gravierender Mundhöhlenentzündungen hören die meisten Katzen nicht auf zu fressen, weil Hungergefühl losgekoppelt ist von Schmerzen. Also leiden unsere Katzen im Stillen.
Stellen Sie sich
folgende Fragen:
1. Hat Ihre Katze Mundgeruch? Oft ist dies das erste Anzeichen einer Parodontitis.
2. Putzt sich Ihre Katze kaum noch oder vielleicht gar nicht mehr? Sind die Vorderbeine oder das Kinn mit Speichel verklebt?
3. Hat Ihre Katze rotes Zahnfleisch oder stellenweise blutigen Speichel?
4. Sind einige Zähne verfärbt oder abgebrochen? Abgebrochene Zähne können jahrelang vorhanden sein, bevor z. B. eine Zahnfistel erkennbar wird.
5. Reibt sich Ihre Katze, besonders nach der Fütterung, vermehrt am Kinn? Neigt Ihre Katze wiederholt zu Kinnakne?
6. Reibt Ihre Katze oft mit ihren Pfoten ins Gesicht oder steckt diese gar in den Mund? Hiermit ist nicht normales/entspanntes Putzverhalten gemeint.
7. Lässt Ihre Katze Futter fallen, kaut plötzlich einseitig oder läuft während oder nach dem Fressen aufgeschreckt weg? Schüttelt sie während oder nach dem Fressen mit dem Kopf?
8. Zeigt Ihre Katze plötzlich Unwillen, am Kopf angefasst/gestreichelt zu werden? Faucht sie Sie dabei plötzlich an, obwohl sie früher ganz verschmust war?
Keine Katze sollte an Zahnschmerzen leiden müssen!
FORL/ Resorptive Läsionen und Parodontitis bei einer Katze- so ein Zustand tut weh!
Dieses Gebiss muss behandelt werden, um die Entzündung und Schmerzen zu beheben.
Herzlichen Glückwunsch! Mit dieser Einstellung haben Sie bereits den ersten Schritt in Richtung mehr Gesundheit und Lebensqualität Ihrer Katze gemacht!
Lassen Sie einen Tierzahnarzt das Maul Ihrer Katze begutachten.
Dieser wird Ihnen mitteilen ob (möglicherweise) Schmerzen vorliegen und welche Behandlung(en) sinnvoll sind.
Oft kann man durch eine professionellen Zahnreinigung vorbeugend arbeiten.
Sinn dessen ist eine gründliche Reinigung und Untersuchung aller Zähne. Hierfür ist eine Narkose unumgänglich, da man selbst bei der nettesten Katze im wachen Zustand keinen Zugang zu den hintersten Backenzähnen hat. Dementsprechend sollten Nutzen und Risiken mit einem Spezialisten besprochen werden. Liegen weitere Auffälligkeiten vor, können die Zähne zeitgleich geröntgt werden und bei Bedarf andere Zahneingriffe vorgenommen werden.
Bei der professionellen Zahnreinigung werden zuerst alle harten und weichen Zahnbeläge entfernt. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt der Reinigung unterhalb vom Zahnfleischrand. Im Anschluss werden die Zähne poliert, um die Zahnstruktur zu glätten und somit eine Neuansiedlung von Bakterien zu verzögern. Ganz zuletzt erfolgt die Fluoridierung der Zähne, da es die Remineralisierung der Zähne fördert, das Bakterienwachstum hemmt und der Kariesprophylaxe dient.
Die beste Prophylaxe ist und bleibt das Zähne putzen- auch bei Katzen!
Insbesondere das Zahnputztraining mit Jungkatzen (nicht Welpen!) ist erfolgsversprechend. Stellen Sie im Vorfeld sicher, dass keine Schmerzen im Mund vorhanden sind. Auch der Zahnwechsel tut weh. Das Training zum Zähneputzen beginnt mit einer vertrauten Liebkosung, dem Streicheln am Kopf. Tun Sie dies aber viel bewusster und langsamer als gewöhnlich. Streicheln Sie die Lippen und gleiten Sie auch am Zahnfleisch entlang. Nach einer Eingewöhnungszeit fangen einige Katzen an, diese Zahnfleischmassage zu genießen.
Erst wenn das bewusste Streicheln gelingt, fängt man mit einer weichen Zahnbürste oder einem Fingerling an. Manche Menschen finden es leichte mit einer umgebogenen Interdentalbürste oder einem Wattestäbchen zu bürsten. Sparen Sie weder an Lob, noch an Zeit. Beenden Sie das Training möglichst, bevor Ihre Katze anfängt, sich zu wehren!
Erst wenn sich Ihre Katze daran gewöhnt hat, verwendet man Zahnpasta. Diese muss fluoridfrei sein und darf nicht schäumen. Es gibt spezielle Katzenzahnpasta, aber sollte Ihre Katze einen empfindlichen Magen haben, ist eine fluoridfreie Zahncreme aus einem Biomarkt (z. B. mit Aloe Vera) eine sinnvolle Alternative. Fangen Sie zuerst mit den Fangzähnen an und gehen dann auf die vorderen Backenzähne über. Probieren Sie es einfach aus!
Wichtig: Die Schneidzähne und die hinteren Backenzähne sind besonders empfindlich!
Ansonsten ist, wie bei uns, eine jährliche Untersuchung vom Gebiss sinnvoll. Somit können Sie prüfen lassen, ob alles in Ordnung ist.
Bei dieser Katze aus dem Tierheim spießte sich scheinbar jahrelang der untere Eckzahn in die Oberlippe ein.
Hier wurde eine Kronen- und Vitalamputation durchgeführt und die Schmerzen und Entzündung waren somit behoben.
Einige der häufigsten Erkrankungen der Mundhöhle von Katzen:
- Zahnstein, Gingivitis, Parodontitis
- Zahnfisteln
- Abszesse
- Gingivostomatitis
- Bleibende Milchzähne
- Zahnfrakturen
- Zahnfehlstellungen
- Zungen-, Tonsillen- und Kieferzubildungen
- Resorptive Läsionen (auch als FORL, Feline odontoklastische resorptive Läsionen, bezeichnet)
- Kieferfrakturen, insbesondere Symphysiolysen und traumatische Gaumenspalten
Ein vorsichtiger, ruhiger Umgang ist nötig, damit Katzen möglichst stressfrei in die Narkose "gleiten" können.
Grundsätzlich sollte die Devise bei jedem Eingriff immer lauten: so schonend wie möglich, so wenig invasiv wie nötig. Eine Narkose ist immer ein invasiver Eingriff, sodass gründliche Voruntersuchungen notwendig sind. Durch sie kann das Narkoserisiko deutlich gesenkt werden.
Bei meinen Zahnbehandlungen folge ich den Vorgaben von WSAVA (WSAVA Global Dental Guidlines) und bei der Durchführung meiner Narkosen orientiere ich mich an den Richtlinien der AAHA (Guidelines of the American Animal Hospital Association).
Diese beinhalten:
Auswahl einer möglichst stressfreien Variante des Einschlafens. Diese variiert von Patient zu Patient. Der Einsatz einer Kombination von Medikamenten ermöglicht eine möglichst geringe Menge an Narkosemitteln.
Venenzugang legen, sowohl für die Infusionstherapie als auch für mögliche Akutmaßnahmen.
Überwachung der Grundwerte durch ausgebildetes Personal.
Inhalationsnarkose zur präzisen Steuerung der Narkosetiefe. Zusätzlich verhindert diese, dass Bakterien während des Eingriffs eingeatmet werden und gewährleistet, falls nötig, eine sofortige Beatmung des Patienten.
Betreuung in der Aufwachphase.
Ihre Meinung ist mir wichtig!
Wenn ich Ihre Katze behandelt habe,
Vielen Dank!